Schwangere Frau sitzt auf dem Sofa

Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV): Schwangerschaft / Kinder

RSV ist ein Virus, das Atemwegserkrankungen verursacht. Bei Säuglingen kann es zu schweren Verläufen mit Bronchiolitis und Lungenentzündung kommen. Schwangere können sich impfen lassen, um ihr Neugeborenes zu schützen. Für Säuglinge gibt es auch eine Immunisierung mit schützenden Antikörpern.

Kurz und knapp: Die Impfung/Immunisie­rung gegen RSV

Empfohlen für:

  • Schwangere ab 18 Jahren (als Basisimpfung zum Schutz des Neugeborenen)
  • oder Säuglinge ab Geburt (als Basisimmunisierung/Prophylaxe mit Antikörpern)

Eltern können ihr Baby im ersten Winter vor RSV schützen – entweder durch eine Impfung in der Schwangerschaft oder eine Immunisierung nach der Geburt (mittels Injektion). Die folgenden Empfehlungen zeigen den besten Zeitpunkt dafür.

Impf-/Immunisierungsschema:

Schwangere:

  • 1 Impfung zwischen 32. und 36. Schwangerschaftswoche, wenn der Geburtstermin zwischen Anfang Oktober und Ende März liegt
  • Mindestens 14 Tage vor der Geburt

Oder Säuglinge:

  • geboren April - September:  1 Antikörper-Dosis im Oktober oder bald danach
  • geboren Oktober - März: 1 Antikörper-Dosis in der ersten Lebenswoche

Warum ist die RSV-Impfung/-Immunisie­rung sinnvoll?

Fast alle Kinder stecken sich in den ersten zwei Lebensjahren mit RSV an. In den ersten Lebensmonaten sind Säuglinge besonders gefährdet für schwere Verläufe. Die Impfung in der Schwangerschaft oder die Immunisierung mit Antikörpern nach der Geburt schützt im ersten Winter und verhindert so schwere Erkrankungen, Arztbesuche und Spitalaufenthalte.

Schutz vor schweren Atemwegserkrankungen
Das RS-Virus kann Husten, Fieber und Atemnot verursachen. Bei Säuglingen führt es oft zu Bronchiolitis, einer Entzündung der kleinen Atemwege mit starker Verschleimung, oder zu Lungenentzündung. Beides verursacht Atemnot. Die Impfung oder Immunisierung mindert dieses Risiko beim Säugling deutlich.
Früher Schutz für Neugeborene
Neugeborene sind besonders gefährdet, da ihr Immunsystem nicht ausgereift ist. Durch die Impfung der Mutter während der Schwangerschaft werden schützende Antikörper über die Plazenta auf das Baby übertragen. Alternativ erhält das Baby direkt nach der Geburt schützende Antikörper mittels Spritze.
Verhinderung von Spitalaufenthalten
Schwere RSV-Infektionen führen oft zu Spitalaufenthalten bei Säuglingen. Die Impfung oder Immunisierung hilft, solche schweren Verläufe zu vermeiden. Sie schützt Säuglinge in den Wintermonaten und entlastet gleichzeitig das Gesundheitssystem.
Rechtzeitig geschützt für die RSV-Saison
Die RSV-Welle tritt jeden Winter auf. Die rechtzeitige Impfung oder Immunisierung schützt Babys in ihrer ersten RSV-Saison. Ausserdem kann sie längerfristig das Risiko für Asthma oder eine verminderte Lungenfunktion nach schweren RSV-Erkrankungen reduzieren.
Zusätzliche Schutzmöglichkeiten im Alltag
Ergänzende Hygiene- und Verhaltensempfehlungen können das Risiko einer Ansteckung reduzieren: zum Beispiel regelmässiges Lüften, das Tragen einer Maske in Innenräumen und gründliches Händewaschen oder Desinfizieren. Weitere Informationen finden Sie unter: So schützen wir uns vor Atemwegsinfektionen.

Schutz und mögliche Nebenwir­kungen

Die RSV-Impfung/-Immunisierung schützt Säuglingen in den ersten Lebensmonaten gut vor schweren RSV-Erkrankungen. Sowohl die Impfung als auch die Immunisierung bieten hohe Sicherheit und sehr guten Schutz bei wenig Nebenwirkungen. Wie jedes Medikament kann auch ein Impfstoff Nebenwirkungen haben. Sie sind meist schwach und klingen nach 1–3 Tagen ab.

Schutz

Das Wichtigste in Kürze

Antikörper von der Mutter oder durch die Immunisierung schützen Säuglinge in den ersten Monaten vor Ansteckung und Erkrankung durch RS-Viren. Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend für einen verlässlichen Schutz in der ersten RSV-Saison. 

Reduziertes Ansteckungsrisiko

Die Impfung der Mutter während der Schwangerschaft oder die Immunisierung nach der Geburt schützt das Baby für mehrere Monate vor einer Ansteckung mit RSV im Winter.

Weniger Spitaleinweisungen

RSV ist im Winter der häufigste Grund für Spitaleinweisungen bei Säuglingen. Eine RSV-Bronchiolitis mit Atemnot muss im Spital behandelt werden, manchmal auf der Intensivstation. Die Impfung/Immunisierung verhindert 8 von 10 Spitaleinweisungen.

Vermeidung von Langzeitfolgen

In manchen Fällen bleibt nach der RSV-Infektion eine erhöhte Empfindlichkeit der Bronchien zurück. Nach schweren Verläufen kann es zu langfristigen Folgen wie Asthma oder eingeschränkter Lungenfunktion kommen.

Milderer Krankheitsverlauf

Wenn es trotz Impfung/Immunisierung zu einer Ansteckung kommt, verläuft die Krankheit milder und oft kürzer. Die Kinder erholen sich meist schneller.

Mögliche Nebenwir­kungen

Das Wichtigste in Kürze

RSV-Impfung: In der Schwangerschaft sicher und gut verträglich. Häufige Nebenwirkungen zählen als normale Impfreaktionen - sie zeigen, dass das Immunsystem arbeitet.

RSV-Immunisierung: Bereits ab Geburt gut verträglich, Nebenwirkungen sind selten.

Häufige Nebenwirkungen nach Impfung der Mutter:

Am häufigsten sind Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle. Manchmal treten auch Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen.

Häufige Nebenwirkungen nach Immunisierung des Kindes:

Am häufigsten sind Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle sowie Fieber.

Seltene/sehr seltene Nebenwirkungen nach Impfung der Mutter:

Selten tritt vorübergehender Hautausschlag oder Fieber auf. 
Sehr selten kommt es zu Bluthochdruck in der Schwangerschaft oder zu schweren allergischen Reaktionen.

Seltene/sehr seltene Nebenwirkungen nach Immunisierung des Kindes:

Selten kann ein vorübergehender leichter Hautausschlag auftreten.
Sehr selten kommt es zu schweren allergischen Reaktionen, die unmittelbar behandelt werden müssen.

Aktuelle Fragen und Antworten

Wie wird das RS-Virus übertragen?open

Das RS-Virus wird vor allem über die Luft via Aerosole und über Tröpfchen beim Husten, Niesen und Sprechen übertragen. Eine Übertragung ist auch indirekt über den Kontakt mit Oberflächen (z. B. Türklinken, Touch Screens) möglich, auf denen Viren eine Zeit lang überleben können. Die Erreger können dann via Hände auf die Schleimhäute (z. B. Mund, Nase, Augen) gelangen. Infizierte Personen können ansteckend sein, bevor sie erste Symptome haben, und bleiben es für insgesamt drei bis acht Tage.

Wie verläuft eine RSV-Erkrankung?open

Bei milden RSV-Verläufen zeigen sich typische Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen. Bei Kindern tritt fast immer Fieber auf.

Vor allem bei Säuglingen kann RSV zu ernsten Erkrankungen führen, etwa zu einer Entzündung der kleinsten Atemwege mit starker Verschleimung, der sogenannten Bronchiolitis. Warnzeichen sind Atemprobleme, ein deutlich reduzierter Allgemeinzustand und Schwierigkeiten beim Trinken. Auch eine Lungenentzündung kann auftreten. Bei Kleinkindern kommt es zudem häufig zu Mittelohrentzündungen. In manchen Fällen bleibt nach der Infektion eine erhöhte Empfindlichkeit der Bronchien zurück.

Schwere Verläufe müssen oft im Spital behandelt werden. RSV ist im Winter der häufigste Grund für Spitaleinweisungen im Säuglingsalter. In sehr seltenen Fällen kann die Infektion sogar tödlich verlaufen.

Die Beschwerden können sich rasch verschlechtern. Wenn Ihr Kind Atemnot hat oder kaum trinkt, sollen Sie möglichst rasch Ihre Ärztin oder Ihren Arzt konsultieren. Frühgeborene oder Kinder mit Vorerkrankungen sollten bereits bei ersten Symptomen wie Husten oder Fieber medizinisch untersucht werden.

Wie werden die Antikörper für Säuglinge verabreicht?open

Die Antikörper für die Immunisierung gegen RSV werden als Einmaldosis mittels Spritze in den Oberschenkel verabreicht. Dies gilt sowohl für termingeborene als auch für frühgeborene Säuglinge.

Die RSV-Immunisierung kann gleichzeitig mit oder in beliebigem Abstand zu den Standardimpfungen des Säuglingsalters verabreicht werden. Die bisher verfügbaren Daten zeigen, dass die gleichzeitige Verabreichung genauso gut vertragen wird wie die alleinige Gabe der Antikörper. Zudem entfalten nach heutigem Wissen die Impfungen ihre Wirkung ebenso gut bei gemeinsamer Gabe mit der RSV-Immunisierung.

Was ist der Unterschied zwischen einer Impfung und einer passiven Immunisierung?open

Bei einer Impfung (aktiven Immunisierung) erhält der Körper abgeschwächte oder abgetötete Erreger oder nur Bestandteile davon. Dadurch wird das Immunsystem angeregt, selbst Abwehrstoffe (Antikörper) zu bilden – es trainiert und „lernt“, den Erreger zu bekämpfen. So ist der Körper vorbereitet und kann im Ernstfall die Krankheit schnell und wirksam abwehren.

Bei einer passiven Immunisierung erhält der Körper bereits fertige Antikörper gegen einen Erreger. Diese wirken sofort und bieten für einige Zeit Schutz – ohne dass das Immunsystem selbst aktiv werden muss. Das ist besonders für Neugeborene wichtig, deren Immunsystem sich in den ersten Lebensmonaten noch entwickelt und Krankheitserreger noch nicht so gut abwehren kann wie bei älteren Kindern oder Erwachsenen.

Für Säuglinge gibt es zwei Möglichkeiten der passiven Immunisierung gegen RSV: Wenn die Mutter in der Schwangerschaft geimpft wird, überträgt sie Antikörper über die Plazenta auf das Baby (sogenannter Nestschutz). Oder der Säugling erhält nach der Geburt Antikörper verabreicht. Beide Varianten bieten dem Baby in den ersten Monaten Schutz vor schweren RSV-Erkrankungen.

Wahl zwischen RSV-Impfung in der Schwangerschaft und Immunisierung des Babys mit Antikörpern: Wird eine der zwei Methoden bevorzugt?open

Beide Schutzmethoden sind gleichwertig. Bei Geburt im Winterhalbjahr kann zwischen den beiden Methoden gewählt werden.
Für im Sommer geborene Babys gibt es die Option der Impfung während der Schwangerschaft nicht. Sie sollen im Herbst eine Dosis des Antikörpers erhalten.

Sollen Säuglinge, deren Mütter in der Schwangerschaft gegen RSV geimpft wurden, ebenfalls die RSV-Immunisierung (Antikörper) erhalten?open

Für gesunde Neugeborene ist keine zusätzliche Immunisierung nötig, wenn die Mutter in der Schwangerschaft gegen RSV geimpft wurde.

In bestimmten Fällen sollen Säuglinge zusätzlich mit Antikörpern geschützt werden, z. B. bei Immunschwäche der Mutter oder Frühgeburt vor der 37. Schwangerschaftswoche. Das gilt auch, falls die Impfung der Mutter weniger als 2 Wochen vor der Geburt erfolgt ist.

Soll die RSV-Immunisierung wiederholt werden?open

Nein, in der Regel braucht es nur eine einmalige Dosis Antikörper. Säuglinge haben in ihrer ersten RSV-Saison das höchste Risiko für einen schweren Verlauf – besonders in den ersten 6 Lebensmonaten. Kinder, die schon eine RSV-Saison erlebt haben, sind meist schon mit RSV-Viren in Kontakt gekommen und sind dadurch besser geschützt.

Kinder mit hohem Risiko, schwer an RSV zu erkranken, sollen auch vor ihrer zweiten RSV-Saison nochmals eine Antikörper-Gabe erhalten. Dazu gehören Kinder mit bestimmten Herz-, Lungen- oder Nervenkrankheiten, Immunschwäche sowie Kinder mit Trisomie 21 oder weiteren Geburtsgebrechen und frühgeborene Kinder (vor der 33. Schwangerschaftswoche).

Ist die RSV-Immunisierung auch empfohlen, wenn mein Säugling bereits eine RSV-Infektion hatte?open

Säuglinge, die bereits eine bestätigte RSV-Infektion durchgemacht haben, brauchen in der Regel keine RSV-Immunisierung. Eine durchgemachte Erkrankung schützt zwar nicht vor weiteren Infektionen; allerdings sind schwere Krankheitsverläufe danach sehr selten.

Ausnahme sind Kinder bis 24 Monate mit sehr schwerer Immunschwäche oder anderen sehr schweren Vorerkrankungen: Lassen Sie sich von Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt beraten.

Wer trägt die Kosten für die RSV-Impfung/-Immunisierung?open

Informationen zur Kostenübernahme von Impfungen und Impfstoffen durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung (Grundversicherung) finden Sie auf der BAG-Webseite Massnahmen der Prävention.

Geschichte rund um die RSV-Impfung

1956: Entdeckung des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV)

2012: In einer wissenschaftlichen Studie wird eine Entdeckung zur Virusstruktur gemacht, die den Startschuss für die Impfstoffentwicklung bedeutet. 

2024: Mehrere RSV-Impfstoffe sind in der Schweiz zugelassen und erhältlich.