Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV): Erwachsene

Hier finden Sie Infos zur RSV-Impfung für Erwachsene mit Vorerkrankungen ab 60 Jahren, und für alle ab 75 Jahren. Die Impfung schützt über mindestens 2 Jahre vor schweren RSV-Erkrankungen, Pneumonien und Hospitalisationen. Bei schwerer Immunschwäche kann ab 18 Jahren eine Off-label-Gabe erwogen werden. 

Impfziel und Zielgruppen

Impfziel 

Verhinderung von RSV-Hospitalisationen
Eine RSV-Impfung kann im Winterhalbjahr in den meisten Fällen ambulante Konsultationen sowie schwere RSV-Krankheitsverläufe, Hospitalisationen und Todesfälle verhindern.

Zielgruppen 

RSV-Impfungen: zwei Zielgruppen bei Erwachsenen:

  • Ergänzende RSV-Impfung für alle ab 75 Jahren 
  • RSV-Impfung für Risikogruppen von 60 bis 74 Jahren 

Das Wichtigste zur RSV-Impfung

Die tatsächliche Krankheitslast von RSV bei älteren Personen wird noch immer zu selten getestet / diagnostiziert, und damit unterschätzt. Eine Dosis einer RSV-Impfung bietet allen ab 75 und bei bestimmten Vorerkrankungen ab 60 Jahren einen Schutz von rund 80% vor schweren Verläufen und RSV-Pneumonien. Dieser hält über mindestens 2 Jahre an. 

Impfempfehlungen und Impfschemata

RSV-Impfempfehlungen für alle ab 75 Jahren und ab 60+ bei Risikofaktoren  

Das BAG und die EKIF empfehlen die Impfung gegen RSV aktuell mit einer Impfdosis:

1. als ergänzende Impfung für alle Personen ab 75 Jahren

2. als Risikogruppenimpfung für Personen zwischen 60 und 74 Jahren mit einem erhöhten Risiko für eine schwere RSV-Erkrankung. Dazu gehören: 

a) Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen wie z. B.: 

  • Immunschwäche (aufgrund einer Erkrankung oder einer immunsuppressiven Behandlung)
  • Lungenerkrankungen (z. B. chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Emphysem, Asthma)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit)
  • neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen
  • Nierenerkrankungen
  • Lebererkrankungen
  • hämatologische Erkrankungen
  • Diabetes mellitus

b) Gebrechliche Personen sowie Personen, die in Pflegeheimen oder anderen Langzeit-Pflegeeinrichtungen leben

Keine Kostenübernahme durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung: Die Kosten für die Impfung und den Impfstoff werden für die oben genannten Personengruppen nicht von der Grundversicherung übernommen. 

Darüber hinaus kann eine Impfung gegen RSV für Patientinnen und Patienten im Alter von 18 bis 59 Jahren mit einer schweren Immunschwäche (aufgrund einer Erkrankung oder einer immunsuppressiven Behandlung) oder für Personen mit anderen Grunderkrankungen in Betracht gezogen werden, bei denen eine behandelnde Ärztin oder ein behandelnder Arzt ein sehr hohes Risiko für eine schwere RSV-Erkrankung feststellt.  
Zu beachten ist, dass diese Empfehlung bei Personen unter 60 Jahren ausserhalb der Swissmedic-Zulassung liegt und daher den Off-Label-Prinzipien folgen muss. 

Die RSV-Impfung sollte idealerweise zwischen Mitte Oktober und Mitte November verabreicht werden. Er kann auch später verabreicht werden, allerdings wenn möglich vor Beginn der saisonalen RSV-Epidemie. Die RSV-Impfung kann gleichzeitig mit, vor oder nach einer Grippe- und/oder Covid-19 Impfung erfolgen.  

Alle für Personen ab 60 Jahren zugelassenen Impfstoffe können verwendet werden, wobei jedoch die spezifischen Kontraindikationen und Vorsichtsmassnahmen für die jeweiligen Impfstoffe zu berücksichtigen sind.

In der Schweiz zugelassene Impfstoffe:

  • Abrysvo® (ab Alter 60+ Jahre sowie für Schwangere ab 18 Jahren) 
  • Arexvy® (ab Alter 60+ Jahre) 
  • mResvia® (ab Alter 60+ Jahre)

Weiterführende Informationen zu den Impfstoffen finden Sie unter swissmedicinfo.

Wirksamkeit und unerwünschte Impferschei­nungen

Wirksamkeit

Das Wichtigste in Kürze

Personen ab 75 Jahren und Erwachsene ab 60 mit Risikofaktoren sollten frühzeitig über die RSV-Impfung informiert werden. Die drei RSV-Impfstoffe Abrysvo®, Arexvy® und mResvia® bieten wirksamen Schutz vor schweren RSV-Erkrankungen.  

Mindestens 2 Jahre Schutz 

Eine Empfehlung für den Zeitpunkt einer Auffrischdosis wird folgen, sobald längerfristige Wirksamkeitsdaten verfügbar sind.

Wirksamer Schutz 

Alle drei RSV-Impfstoffe werden als gleichwertig angesehen. Die Wirksamkeit von 1 Dosis gegen schwere RSV-Verläufe und Hospitalisationen liegt bei rund 80%.  

Optimaler Zeitpunkt

Die RSV-Impfung sollte idealerweise im Oktober oder November, bzw. spätestens vor Beginn der RSV-Saison erfolgen. 

RSV-Impfungen bei Erwachsenen ab 60 Jahren:  
Die Wirksamkeit gegenüber RSV-bedingten Erkrankungen der unteren Atemwege (LRTD) / Pneumonien beträgt für ältere Erwachsene im ersten Winter nach Impfung rund 66-84%. Die Wirksamkeit gegen schwere LRTD / Pneumonien liegt bei rund 78-86%. Diese Werte sind sowohl in allen Altersgruppen, wie auch bei Gesunden und den meisten Personen mit Vorerkrankungen ähnlich hoch. Offen ist zurzeit noch die Dauer des Impfschutzes. Neueste Daten zeigen eine Wirksamkeit über mindestens zwei Jahre. Deshalb wird aktuell keine Booster-Impfung im Folgejahr empfohlen. 

Unerwünschte Impferscheinungen (UIE)

Das Wichtigste in Kürze

Die Impfung mit RSV-Impfstoffen hat sich bei Erwachsenen wie auch in der Schwangerschaft als sehr gut verträglich und sicher erwiesen. Häufig sind bei Personen ab 60 Jahren vorübergehend lokale UIE und Müdigkeit, gelegentlich tritt Fieber auf. 

Häufige UIE 

Lokale Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle, Müdigkeit. Deren Dauer ist auf 1-3 Tage begrenzt. 

Seltene UIE

Gelegentlich Fieber oder Lymphadenopathie mit einer Dauer von 1-3 Tagen. 

Sehr seltene UIE

Einzelfälle von Guillain-Barré Syndrom (GBS) wurden beobachtet, ein Zusammenhang mit einer RSV-Impfung ist unklar, da GBS auch nach respiratorischen Infekten auftreten kann. 

RSV-Impfungen bei Erwachsenen ab 60 Jahren:    

Die Impfung mit RSV-Impfstoffen bei Erwachsenen hat sich als sehr gut verträglich und sicher erwiesen. Sehr häufige Nebenwirkungen sind lokale Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle. Häufig sind auch vorübergehende Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Müdigkeit, welche nach wenigen Tagen verschwinden. Gelegentlich kann kurzzeitig auch Fieber oder eine Lymphadenopathie auftreten. In Einzelfällen gab es Berichte über Fälle von Guillain-Barré Syndrom (GBS). Ob es sich bei Letzteren um einen kausalen Zusammenhang mit der RSV-Impfung handelt, wird derzeit in Post-Marketing-Studien untersucht. 

Meldung von unerwünsch­ten Impferschei­nungen

Verdachtsfälle unerwünschter Impferscheinungen sollen auf der Plattform ElViS gemeldet werden. Dies ist das elektronische Übermittlungssystem für Vigilanzmeldungen des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic.
 

Non pharmaceu­tical interventions (NPIs)

Ergänzende Hygiene- und Verhaltensempfehlungen können das Risiko einer Ansteckung reduzieren: zum Beispiel regelmässiges Lüften, das Tragen einer Maske in Innenräumen und gründliches Händewaschen oder Desinfizieren. Weitere Informationen finden Sie unter: So schützen wir uns vor Atemwegsinfektionen

Historie der Impfempfehlung

1956: Entdeckung (erstmalige Isolierung und Beschreibung) des Respiratorischen Synzytialvirus (RSV) 

2012: Eine Studie (Magro M. in: Proc. Natl Acad. Sci) beschreibt erstmalig die Existenz von prä-fusionellen F-spezifischen Antikörpern und ihren essenziellen Beitrag zur RSV-Neutralisierung

2024 (November): Impfempfehlungen gegen RSV-Erkrankungen, inklusive für die maternale Impfung während der Schwangerschaft

Aktuelle Fragen und Antworten

Welcher der drei zugelassenen RSV-Impfstoffe soll vorzugsweise verwendet werden?open

Die drei RSV-Impfstoffe Abrysvo®, Arexvy® und mResvia® sind hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit sehr ähnlich. Sie alle zielen auf das gleiche Antigen (das Fusionsglykoprotein F in seiner prä-fusions-Form). Abrysvo® ist bivalent gegen die zwei RSV-Subtypen A und B, Arexvy® ist adjuvantiert, mResvia® ist (analog Spikevax ® gegen Covid-19) ein mRNA-Impfstoff. Alle drei Impfstoffe zeigen eine Wirksamkeit von rund 80% gegenüber schweren RSV-Erkrankungen. Auch die Häufigkeit und Schwere von UIEs ist vergleichbar. Daher werden die drei RSV-Impfstoffe als gleichwertig angesehen und es gibt keine präferentielle Empfehlung für den einen oder anderen Impfstoff.  

Für Schwangere Frauen ab 18 Jahren ist einzig Abrysvo® zugelassen.

Können RSV-Impfstoffe gemeinsam mit Influenza- und Covid-19-Impfstoffen verabreicht werden?open

Ja, dies ist problemlos möglich, in beliebiger zeitlicher Reihenfolge oder beliebigem Abstand zueinander. Für die Impfung gegen alle drei Erreger ist jeweils nur 1 Dosis erforderlich, alle diese Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen Impfviren. Bei einer gleichzeitigen Gabe von mehreren Impfstoffen sollte diese möglichst an beiden Oberarmen erfolgen, oder bei zwei Impfungen am selben Oberarm im Abstand von >2.5 cm injiziert werden. 

Soll wie bei der Grippe oder Covid-19 jeden Herbst auch gegen RSV geimpft werden? open

Es ist wichtig, dass Erwachsene ab 60 Jahren mit Vorerkrankungen oder Immunschwäche sowie alle Personen ab 75 nebst den Impfungen gegen Covid-19 und Grippe im Oktober oder November auch 1 Dosis eines RSV-Impfstoffs erhalten. Die hohe Wirksamkeit hält für mindestens 2 Jahre an, so dass im Folgejahr keine erneute RSV-Impfung nötig ist. Dies gilt auch für Patientinnen und Patienten mit Immunschwäche. Die RSV-Impfungen sind neu, aber deren Sicherheit ist gut bekannt. Hingegen ist noch nicht genau bekannt, wie lange und wie gut die Impfungen noch nach 3 oder mehr Jahren wirksam sind. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob eine erneute Dosis nach 2, 3 oder gar erst nach mehr Jahren nötig sein wird. 

Wie rasch nach einer durchgemachten RSV-Erkrankung kann gegen RSV geimpft werden?open

Hierzu gibt es noch kein fundiertes Wissen. Aber: Eine durchgemachte RSV-Erkrankung hinterlässt nur eine kurzfristige Immunität von einigen Monaten. Bei stark immungeschwächten Patientinnen und Patienten kann dies auch kürzer sein. Eine RSV-Impfung nach kürzlicher RSV-Infektion ist möglich, aber die Erkrankung sollte zumindest vollständig ausgeheilt sein.

Welche Kontraindikationen gelten für RSV-Impfstoffe bei älteren Menschen oder bei Immunschwäche? open

Im Prinzip gibt es keine Kontraindikationen, ausser eine bekannte schwere Allergie gegenüber einem der Impfstoffbestandteile.